Pforzheim – Die Mischung macht’s REVISITED #6

Pforzheim - Die Mischung macht's REVISITED #6

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Movie Artwork

Zu Gast: Nurten Beder (Türkei, in Pforzheim seit 1998), Fatma Peker (Türkei, in Pforzheim von 2007 bis 2012) und Mirzeta Haug (Serbien, in Pforzheim seit 1994)

Die Kinostühle im kommunalen Kino waren am Montagabend fast voll besetzt. Denn das interkulturelle Filmprojekt „Pforzheim – Die Mischung macht’s“ zog viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Nationen in den Bann.

Das Projekt, unterstützt von Stadt, Katholischer und Evangelischer Kirche, dem Forum Asyl sowie dem Internationalen Beirat und der Evangelischen Erwachsenenbildung, gibt Einblicke in unterschiedliche Lebensgeschichten von Migranten, Geflüchteten und Pforzheimern. Doch nicht nur das Ankommen in der neuen Heimat, häufig auch Ablehnung, Bürokratie, Hürden und Herausforderungen, festgehalten in filmischen interkulturellen Kurzportraits, die in den vergangenen Jahren ab 2010 entstanden sind, machte neugierig, sondern auch, was diese Menschen bis heute erlebt und erfahren haben.

In der anschließenden Diskussion mit Nurten Beder (Türkei), Fatma Peker (Türkei) und Mirzeta Haug (Serbien), moderiert von der evangelischen Dekanin Christiane Quincke und Amin Alachaher wurde schnell klar, dass es auch in der Zeit nach dem Entstehen der filmischen Kurzportraits noch viele Vorurteile gibt.

Wer sich mit einem Passbild mit Kopftuch bewirbt, schreibt häufig 100 Bewerbungen und wird trotz herausragenden Studienleistungen abgelehnt. „Es ist kein schönes Gefühl ignoriert zu werden“, sagt Fatma Peker. Mirzeta Haug hat von Seiten der Behörden viel Ausgrenzung erfahren und sieht einen Teil ihrer Kindheit als verloren an, denn sie musste aufgrund ihrer Flüchtlingsgeschichte früh erwachsen werden, kämpfen und immer wieder auch übersetzen. „Es hat sehr wehgetan als meine Abiturklasse am Fritz-Erler-Gymnasium auf Studienfahrt war, feierte und ich aufgrund meines Status‘ nicht mitfahren durfte“. Sogar nach Indien wollte die muslimische Familie auswandern um sicher zu sein. Heute ist die gebürtige Serbien froh, dass dies nicht geklappt hat, denn sie fühlt sich in Pforzheim wohl. Auch privat hat die Frau, die in der kirchlichen Erwachsenenbildung arbeitet, ihr „haugsches Asyl“ längst gefunden.

„Man muss mich kennenlernen, dann grenzt man mich nicht nur mit einem Stückchen Stoff ab“, sagt Nurten Beder. Für Diskussion sorgte dann auch, dass die beiden Türkinnen im Film immer mit dem Rücken zur Kamera stehen und ihre Gesichter nicht zu sehen sind.

„Das würden wir heute nicht mehr machen“, betonen beide Frauen. Denn was damals die Idee des Regisseurs war, als künstlerisches Stilmittel gedacht war, wirkte auf viele provozierend, verschlossen und ablehnend. Dabei ging es den beiden Frauen darum, die Gefühle besser darstellen zu können.

Thematisiert wurde von Besuchern auch immer wieder die Wichtigkeit von Presse- und Religionsfreiheit. „Ich fühle mich hier zuhause, denn das Land bietet mir ein Leben in Freiheit“, so Haug. Auch, dass es künftig noch mehr Integration im Pforzheimer Ratssaal gibt, wünschten sich Kinobesucher. Im Anschluss an die Veranstaltung lud der Internationale Beirat zum Buffet ein.

PFORZHEIM - DIE MISCHUNG MACHT'S REVISITED #6 | 0 | ab 0 Jahren | 90 Minuten