Glassboy

Glassboy

Pino will nicht länger der mit Samthandschuhen angefasste Glassboy sein und stürzt sich deshalb trotz seiner mysteriösen Krankheit in ein Abenteuer.
Wenn Pino (Andrea Arru) traurig ist, dann kennt er einen Trick, um seine Stimmung aufzuhellen: Rock ’n’ Roll tanzen, zu richtig lauter Musik, ausgelassen und selbstvergessen. Niedergedrückt ist der Elfjährige oft, und zwar aus gutem Grund. Nie darf er allein aus dem Haus, stundenlang hockt er einsam in seinem großen Zimmer. Nicht einmal rennen ist ihm erlaubt, obwohl er selbst in der Wohnung einen Sturzhelm trägt. Der Grund hat nichts mit dem zu tun, was in Pandemiezeiten erschreckend aktuell erscheint. Pinos Quasi-Quarantäne ist der Erbkrankheit Hämophilie geschuldet. Sollte er stürzen und sich verletzen, hört sein Blut aufgrund einer Gerinnungsstörung nicht mehr auf zu fließen. Was bleibt dem Jungen aus wohlhabender Familie also außer dem täglichen Privatunterricht durch einen bildungsbeflissenen Professor und der liebevollen Fürsorge der Eltern (David Paryla, Giogia Würth)? Nichts als die Flucht in die Comics, die er selber zeichnet, und der Blick durchs Fernglas auf eine auf der Straße tobende Bande namens „Snerds“ mit ihren Fahrrädern. Doch einmal entdeckt Mavi (Rosa Barbolini), die Anführerin der Gang, den heimlichen Beobachter. Kurzerhand klettert sie über den Balkon in sein Zimmer. Von da an ist nichts mehr, wie es war. Pino wird Mitglied der Bande, mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Vom Thema her hätte Regisseur Samuele Rossi die Verfilmung des Kinderbuches „Il bambino di vetro" von Fabrizio Silei als Krankheits- und Familiendrama anlegen können. Aber zugunsten der Zielgruppe entscheidet sich der zuletzt mit Dokumentationen erfolgreiche Filmemacher für eine ebenso altersgemäße wie spannende Abenteuergeschichte, die mehr leistet als Zuckerguss für bittere Pillen. Rossi und seine Co-Autorin Josella Porto fühlen sich in die Sehnsüchte der Kinder ein, in ihren Bewegungsdrang, die Gemeinschaft mit anderen, die körperlich ausagierten Konflikte. Besonders kreative Bilder finden sie für die leisen, nachdenklichen Momente, etwa wenn Pino in Ohnmacht fällt und sich fühlt, als schwebe er unter Wasser, und hoch oben leuchte das geheimnisvolle Licht, das ihn zurück ins Bewusstsein holt.
Credits

IT/AT/CH 2020 | Regie: Samuele Rossi | Mit: Andrea Arru, Loretta Goggi, Rosa Barbolini, Pascal Ulli | ab 6 Jahren, empfohlen ab 8 Jahren | 90 Minuten

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