Sonne und Beton

Sonne und Beton

Coming-of-Age- und Kriminalfilm von Regisseur David Wnendt basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Comedian Felix Lobrecht

DF
Movie Artwork

Selbst in der Berliner Gropiusstadt aufgewachsen, hat Stand-Up-Comedien und YouTuber Felix Lobrecht in seinem gleichnamigen Roman seine Erlebnisse dort literarisch verarbeitet und auch am Drehbuch mitgewirkt. Regisseur Wnendt fängt die Atmosphäre, die zwischen sommerlicher, alberner Unbekümmertheit und plötzlicher Aggression hin- und herschwankt, kongenial ein. Anders als im Roman, der rein aus Lukas´ Sicht erzählt ist, zeigt der Film mehr von der komplizierten Lebenswirklichkeit seiner Freunde Gino, Julius und Sanchez, die alle mehr oder weniger auf sich allein gestellt sind und ohne Einwirkung verlässlicher moralischer Autoritäten falsche Entscheidungen treffen. Gedreht wurde in Gropiusstadt mit vielen lokalen Kompars*innen, was den rauen, fokussierten Bildern, unterlegt vom passenden Rapsoundtrack, noch mehr Authentizität verleiht. Dabei bleibt die Kamera immer nah an den rastlosen Protagonisten und lässt somit auch das Kinopublikum nicht zur Ruhe kommen.

 

Sowohl die literarische Vorlage als auch der Film schildern ungeschönt das Aufwachsen in einem sogenannten Problembezirk konsequent aus der Sicht der Jugendlichen und ermöglichen sowohl Identifikation als auch das Eintauchen in eine für viele unbekannte Wirklichkeit. Gerade die Direktheit der Darstellung der komplexen Lebensverhältnisse in diesem unfreiwilligen Schmelztiegel – die sich auch in der Bildsprache niederschlägt, indem die Kamera nahe an den Figuren bleibt, im richtigen Moment aber auch den Horizont öffnet – können Diskussionspunkte sein. Inwieweit die eigene Gesetzmäßigkeit dieses Mikrokosmos ohne positive Vorbilder die Heranwachsenden prägt, wäre ein weiterer möglicher Ansatz, ebenso wie das weitgehend männlich geprägte, ausbeuterische Sozialleben. Nur die Mütter können kurzzeitig für eine Art Frieden sorgen. Gegenstand der Betrachtung können auch die Ursachen für den Umstand sein, dass es zu wenige sozial benachteiligte Menschen schaffen, für sich eine Perspektive zu entwickeln.

DE 2022 | Regie: David Wnendt | Mit: Aaron Maldonado-Morales, Levy Rico Arcos, Rafael Luis Klein-Heßling | ab 12 Jahren | 119 Minuten