Pforzheim – Die Mischung Macht’s 2025 #3

Pforzheim - Die Mischung Macht's 2025 #3

Revisited: Warvan Abboosh & Fatima Hasso
DF
Warvan Abboosh ist Einzelhandelskaufmann und kam als 15-jähriger auf dem Landweg aus dem Irak, auf der Flucht vor den Massakern des IS an den Yesiden. Fatima Hasso flüchtete 2015 mit ihrer Familie vor dem Krieg in Syrien über das Meer. Sie schrieb ihre Geschichte als Buch und studiert in Stuttgart.
Zwischen Alltag und Amtsschimmel Zwei Jahre nach der Premiere des Films mit Warvan Abboosh (Irak) und Fatima Hasso (Syrien) lud das Kommunale Kino am 20. Juli 2025 erneut zu Film und Gespräch: Unter dem Titel „Die Mischung macht’s: Revisited“ trafen sich die beiden mit dem Publikum, um über ihre aktuellen Lebensrealitäten zu sprechen und darüber, wie sich ihr Alltag seit dem Film verändert hat. Seit 2015 in Pforzheim Warvan floh 2015 im Alter von 15 Jahren allein aus dem Irak vor dem Terror des sogenannten Islamischen Staates. Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und schloss kürzlich eine berufliche Weiterbildung ab – mit dem Ziel, eines Tages einen eigenen Supermarkt zu leiten. Fatima kam mit ihrer Familie aus Syrien. Sie lernte schnell Deutsch, machte Abitur, veröffentlichte ein Buch über ihre Fluchtgeschichte und studiert heute in Stuttgart. Das Training für einen Halbmarathon habe ihr geholfen, Disziplin zu entwickeln und Rückschläge besser zu verkraften. Im Film sprechen beide offen über die Herausforderungen, die ihr Aufenthaltsstatus mit sich bringt. Während Fatima sich vor allem mehr politische Mitbestimmung wünscht, etwa durch das Wahlrecht, wäre Warvan gern einmal spontan mit Freunden ins benachbarte Frankreich gereist – was ihm ohne deutsche Staatsbürgerschaft nicht möglich ist. Hürden der Bürokratie Im anschließenden Podiumsgespräch, moderiert von Julia Kurt vom Internationalen Beirat und Mirzeta Haug von der Evangelischen Erwachsenenbildung, wurde deutlich: Viele Schwierigkeiten von damals bestehen weiterhin, trotz aller persönlichen Fortschritte. Fatima hat mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und konnte erstmals wählen. Sie erzählte, dass sich ihr Verfahren beschleunigt habe, seit sie in Stuttgart wohnt. Ihre Geschwister in Pforzheim warten immer noch auf eine Entscheidung. Warvans Aufenthaltstitel bleibt an seine berufliche Tätigkeit gekoppelt. „Ich muss mindestens fünf Jahre durchgehend arbeiten. Erst dann darf ich einen Antrag stellen“, erklärte er. Was ihm Sorgen bereitet: „Was, wenn ich krank werde? Kann ich dann abgeschoben werden?“ Beide kritisierten die langen Bearbeitungszeiten in der Pforzheimer Ausländerbehörde, die sich seit dem letzten Gespräch kaum verbessert hätten. Integration als Kraftakt Integration sei kein Punkt auf einer Liste, sondern ein täglicher Kraftakt, betonte Fatima. Dass diese Anstrengung selten sichtbar sei, beschrieb sie anhand einer persönlichen Erfahrung: Nach einer nicht bestandenen Prüfung fühlte sie sich hilflos: nicht wegen des Ergebnisses, sondern weil sie im Nachgespräch mit dem Professor nicht vermitteln konnte, warum sie die Bewertung als ungerecht empfand. „Ich spreche gut Deutsch. Aber manchmal reicht das nicht, wenn man sich erklären muss“, beschrieb sie. Warvan ergänzte, er wundere sich oft, wie vielen integrationswilligen Menschen unnötig Steine in den Weg gelegt würden. „Man gibt sein Bestes. Und trotzdem hat man ständig das Gefühl, es reicht nicht.“ Porträts, die bewegen Produziert wurde der Film von Ana Kugli und Sebastian Seibel von der Pforzheimer Medienagentur ton-bild-schau. Pate der Veranstaltung war der Internationale Beirat der Stadt Pforzheim. „Die Mischung macht’s“ porträtiert seit 15 Jahren Menschen mit Migrationsgeschichte, die in Pforzheim leben und arbeiten. Das Format wird getragen vom Kommunalen Kino, der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Forum Asyl. Schirmherr ist Oberbürgermeister Peter Boch.
Credits

PFORZHEIM - DIE MISCHUNG MACHT'S 2025 #3 | 0 | ab 0 Jahren | DF | 120 Minuten

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