Pforzheim – Die Mischung Macht’s 2024 #3
Pforzheim - Die Mischung Macht's 2024 #3
Zwei junge Männer erzählen ihre Geschichte: Naieb Hakimi aus Afghanistan und Robert Rad aus Rumänien.
Rückblick auf den Filmabend:
„Deutschland ist ein Macher-Land“
Naieb Hakimi kam vor zweieinhalb Jahren aus Afghanistan. Nach seinem Abitur und zwei Semestern Jura-Studium wagte er angesichts der angespannten politischen Lage den Schritt zur Flucht. Sein Heimatland verließ er alleine und zu Fuß. Warum er nach Deutschland wollte? Für Naieb ist Deutschland ein „Macher-Land“, in dem er hofft, seine Ziele verwirklichen zu können.
Angekommen in Pforzheim, machte sich Naieb zunächst daran, die deutsche Sprache zu erlernen. Aktuell absolviert er eine Einstiegsqualifizierung bei der Firma Witzenmann, mit dem Ziel, ab Herbst eine Ausbildung dort zu beginnen. Trotz aller Herausforderungen empfindet er große Dankbarkeit und Glück darüber, hier eine neue Chance zu bekommen.
Seine Gedanken sind oft bei seiner Familie, insbesondere bei seiner kleinen Schwester, die noch immer in Afghanistan lebt. Als junge Frau leidet sie besonders unter der aktuellen Lage dort. Obwohl sie einen Schulabschluss hat und sich im medizinischen Bereich ausbilden lassen wollte, darf sie momentan als Frau nicht einmal das Haus ohne männliche Begleitung verlassen. Für Naieb ist es ein zentrales Anliegen, seine Schwester nach Deutschland zu holen, damit sie hier in Sicherheit leben und eine Ausbildung beginnen kann.
„Ich bin gerne in Pforzheim“
Als Pflegefachkraft kam Robert Rad aus seiner Heimat Rumänien nach Pforzheim. Obwohl die Anerkennung seiner Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist, arbeitet er bereits als Pflegekraft in der Klinik in Hirsau. In Brötzingen teilt er sich eine Wohnung mit seinem Bruder. Aktuell investiert er Zeit und Energie in einen weiteren Sprachkurs, um sein Deutsch auf das Niveau B2 zu verbessern.
In seiner Freizeit kocht Robert vegane Gerichte, gerne auch für seine Freunde unterschiedlicher Nationalitäten, die er beim Sprachkurs kennengelernt hat. Der Film zeigt ihn bei Einkäufen auf dem Pforzheimer Wochenmarkt, wo er frisches Obst und Gemüse einkauft und die regionalen Händler unterstützt. In den knapp eineinhalb Jahren, die er nun in Pforzheim lebt, hat er die Stadt zu schätzen gelernt. „Ich fühle mich sehr wohl hier in Pforzheim, bin gerne in der Stadt und in der Natur, besonders am Fluss“, erzählt er im Film.
„Wertvolle Geschichten der gelingenden Integration“
Im Podiumsgespräch nach der Filmpremiere vertieften Naieb und Robert die Themen des Films gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Stadt, Anita Gondek, Mirzeta Haug, die das Projekt „Die Mischung macht’s“ leitet sowie Koki-Chefin Christine Müh.
Der Film bildet zugleich den Abschluss des Projekts „In Vielfalt zusammen leben. Beispiele für gelingende Integration in Pforzheim, für die die Filmemacher Ana Kugli und Sebastian Seibel im Frühjahr eine begleitende Ausstellung im Rathauspavillon konzipiert hatten. Die Integrationsbeauftragte Anita Gondek unterstrich die ausgeprägte Motivation und Eigeninitiative der beiden Protagonisten: „Das sind wertvolle Geschichten, die erzählt werden sollen“. Insbesondere Naieb Hakimi, der mit seiner afghanischen Herkunft vor anderen Herausforderungen steht als Robert Rad aus Rumänien, verwies auch auf die nötige Geduld in der Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden. Koki-Chefin Müh äußerte in diesem Zusammenhang den Wunsch nach verlässlichen Kapazitäten dort, Anita Gondek verwies auf die bestehenden Bemühungen bei der Integration und warb auch für Verständnis: „Die Aufgaben sind wirklich enorm.“ Naieb Hakimi, der bald seine Ausbildung bei Witzenmann beginnen möchte, zeigte sich pragmatisch und zielstrebig, bereit, nach 16 Monaten Flucht und Ankommen in Pforzheim, auch alle weiteren Hürden für ein Leben in Deutschland zu nehmen. Die Führerscheinprüfung in zwei Wochen wird die leichteste sein. Robert Rad blickt nach vorn, will noch studieren und ist sich sicher: „Ich will in Deutschland bleiben."
Ana Kugli und Sebastian Seibel von der Medienagentur ton-bild-schau (www.ton-bild-schau.de) aus Pforzheim haben diesen Film realisiert. Patin dieser Veranstaltung war die Integrationsbeauftragte der Stadt Pforzheim
Credits
DE 2024 | Regie: Sebastian Seibel, Ana Kugli | ab 14 Jahren | DF | 20 Minuten