Pawlenski – Der Mensch und die Macht

Pawlenski – Der Mensch und die Macht

Der russische Aktionskünstler wird hier genau porträtiert - abseits des Sensationshungers, den seine Kunstauch befriedigen kann.
DF
Im November 2013 setzt sich der Künstler Pjotr Andrejewitsch Pawlenski nackt vor dem Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau und nagelt seine Genitalien fest. Wie ein Monument steht seine "Aktion Fixierung" für Apathie und politische Gleichgültigkeit in der modernen russischen Gesellschaft.  Während auf dem Maidanplatz in Kiew die Feuer- und Rauschwaden in den Winterhimmel in den frostigen Himmel lodern, zünden Pawlenski und einige Helfer Reifen auf einer Petersburger Brücke an, schlagen mit Knüppeln auf große Bleche und schwenken die ukrainische Fahne. Die symbolische Anspielung auf den Euromaidan in Kiew wird für Pawlenski zum Verhängnis. Ausgerechnet durch die "Aktion Freiheit" könnte Pawlenskij seiner eigenen Freiheit beraubt werden. Doch er gibt nicht auf, ist kämpferisch. Ihm geht es vor allem darum, zu zeigen, wie die Macht aus Menschen Objekte macht.  Und er geht noch einen Schritt weiter, als er im November 2015 die Tür des russischen Geheimdienstes in Moskau in Brand setzt, den er als Symbol der Unterdrückung des Individuums sieht. Seitdem ist Pawlenski in Haft. Seine Aktionen sind drastisch und haben ihm unter dem Vorwand der psychiatrischen Erkrankung die Freiheit entzogen. Das unterdrückte Subjekt wird zum Objekt des Staates - und kann sich nur mit extremen Mitteln Gehör verschaffen, nur auf sich selbst und den eigenen Körper als Ausdrucksmittel zurückgeworfen. Seit den Anfängen der Aktionskunst - und hier ist als "Vorbild" Marina Abramovic nicht wegzudenken - malträtiert sich das unterdrückte Individuum selbst, um die eigene Freiheit zu unterstreichen. Kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler bietet dem russischen Machtapparat derart kühn die Stirn wie Pjotr Andrejewitsch Pawlenski!
Credits

DE 2017 | Regie: Irene Langemann | ab tba Jahren | DF | 99 Minuten

Spieltermine | Tickets