Klimt

Klimt

Die berauschende Bilderreise durch das Leben eines unsterblichen Künstlers

DF
Movie Artwork

Maler-Biografie, in der Wahlfranzose Raoul Ruiz mit verschiedenen Zeit- und Wahrnehmungsebenen spielt. Ob Pablo Picasso oder Egon Schiele, Vincent Van Gogh oder Amedeo Modigliani – beinahe jedem berühmten Maler wurde bereits ein filmisches Denkmal gesetzt. Nun ist Gustav Klimt an der Reihe, faszinierender Mitbegründer der Wiener Sezession, der vor rund 100 Jahren mit seinen goldenen und vor allem erotischen Bildern so viel Empörung wie Begeisterung hervorrief. Jetzt hat sich der in Frankreich lebende Chilene Raoul Ruiz, dem Arthouse-Publikum vor allem durch seine opulente Proust-Adaption „Die wiedergefundene Zeit“ ein Begriff, dessen Leben und Wirken angenommen. Ruiz tut dies nicht in Form eines linear erzählten Biopics, er vermischt vielmehr Reales mit Traumsequenzen und springt zwischen den Zeitebenen hin und her. Dabei beschränkt er sich auf den Zeitraum zwischen 1900, jenem Jahr, in dem Klimt (grundsolide: John Malkovich) für sein Bild „Philosophie“ auf der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wird, und 1918, als der Sohn eines böhmischen Immigranten stirbt. Die erste Einstellung zeigt denn auch das Sterbebett von Klimt, der in diesen letzten Stunden sein Dasein Revue passieren lässt, sich im Fieberwahn in wildeste Fantasien hineinsteigert. So trifft er in Paris mit Georges Méliès, einem der Gründerväter des Kinos, zusammen, und auch mit einer geheimnisvollen Tänzerin (betörend: Saffron Burrows), die ihre wahre Identität nie preisgibt und wohl als Sinnbild für die sexuellen Obsessionen des Malers zu verstehen ist. Ganz im Gegensatz zur bodenständigen Figur der Emilie Flöge (eindimensional: Veronica Ferres), Freundin und Muse, die Klimt zwar Kontakte zu Wiens besserer Gesellschaft verschafft, dem Künstler jedoch nur auf platonischer Ebene nahe kommt. Schließlich gibt es noch Begegnungen mit Kollegen wie Egon Schiele (schon ähnlich diabolisch wie der Vater: Kinski-Sohn Nikolai) und einem mysteriösen Sekretär (Stephen Dillane), der stets unvermittelt auftaucht und so etwas wie das borniert-rückschrittliche Beamtentum verkörpert. Ansprechende (Wiener) Originalschauplätze, erlesen fotografiert von Kamera-Veteran Ricardo Aronowich („Nachtblende“) und die unkonventionelle Erzählstruktur sind die Pluspunkte der ansonsten klassischen Filmbiographie.

KLIMT | 2006 | Regie: Raoul Ruiz | Mit: John Malkovich, Veronika Ferres, Saffron Burrows, Stephen Dillane, u.a. | ab 6 Jahren | 98 Minuten