Mythos 1968
1968 – ein Synonym mit dem wir heute zahlreiche Ereignisse in Verbindung bringen. Mit der Filmreihe („Mythos 1968“) widmen wir uns diesem 50. „Revolutions“- Jahr, wobei wir den Betrachtungszeitraum großzügig um eine Dekade dehnen und ihn eher als Zyklus sehen.
1968 markierte den Höhepunkt der linksgerichteten Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen. In vielen Staaten der Welt flammten Proteste auf: In den USA die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, deren Anführer Martin Luther King im April des Jahres ermordet wird und zunehmender Widerstand gegen den Vietnamkrieg. Ist es in der Tschechoslowakei der Prager Frühling, der im August d.J. durch die Warschauer Pakt-Truppen niedergeschlagen wird, sind es in Frankreich sind es die Mai-Unruhen und in der Bundesrepublik protestierte die Außerparlamentarische Opposition (APO) gegen die geplante Notstandsgesetzgebung, mit ihrer weitgehenden Entrechtung und Kontrolle der Bürger im Eventualfall, die die Assoziation an den Faschismus weckten.
Die Studentenbewegung radikalisierte sich, wurde zunehmend militanter und wandte sich verstärkt gegen die Springer-Presse (Bild-Zeitung), die für die aufgeheizte Stimmung gegen die APO in der Bevölkerung verantwortlich gemacht wurde. Ein Jahr zuvor bereits – während den Demonstrationen gegen den Staatsbesuch des iranischen Schahs – hatte ein Polizist der Student Benno Ohnesorg erschossen. Ein knappes Jahr später, einer der prominentesten Wortführer des SDS, Rudi Dutschke, durch Pistolenschüsse schwer verletzt. Dutschke überlebte das Attentat, starb aber 1979 an den Spätfolgen der Verletzungen.
Die 68er-Bewegung führte zu neuen gesellschaftliche Strömungen und Gruppierungen, zu sozialen Veränderungen und bewirkte eine neue politische Kultur. Im Prinzip war es die Geburtsstunde der Zivilgesellschaft. Viele Errungenschaften von damals gehören heute in den Bereich der Selbstverständlichkeiten. Dazu ein paar Stichworte: Feministischer Aufbruch, abweichende Lebensstile und Sexualmoral, Bildungs- und Hochschulreformen, Mitbestimmung und Teilhaberechte, Presse- und Meinungsfreiheit, etc.
Für uns als KoKi-Programmräte ist das „Revolutionsjahr“ Anlass, für eine Auseinandersetzung mit den daraus folgenden Umwälzungen. Dem Filmschaffen in dieser prägenden Zeit werden wir dabei sicherlich nicht gerecht. Deutsche Autorenfilmer, wie Fassbinder, Wenders, Schlöndorff, Kluge, Herzog, u.v.a. – beeinflusst von der französischen „Nouvelle Vague“ – markierten die Ästhetik und den Anspruch der damaligen Jungfilmer. In den USA prägten Regisseure wie Scorsese, Coppola, Allen, usw. eigene visuelle Topografien.
In einer ersten filmischen Auswahl fanden sich verstärkt Themen um die Rote Armee Fraktion (RAF). Durch Einbindung in bestehende Reihen, wie `Filme ohne Verfallsdatum ́ (FoV) kommen wir nun dem Anspruch näher, den Zeitraum thematisch breiter abstecken zu können. Wir nehmen dabei Filme in den Fokus, die in der Zeit spielen und aus der Zeit stammen und für vieles sprechen, was das Zeitgefühl vor 40 oder 50 Jahren repräsentierte. Dabei möchten wir gemeinsam mit unseren Gästen in den Filmgesprächen auch Bezüge zur heutigen Zeit schaffen.