Barry Lyndon

Barry Lyndon

William Makepeace Thackerays „The Luck of Barry Lyndon“ von 1853 als opulentes Leinwandepos in “Kubricks Barry Lyndon”.
DF
Nach “Dr Strangelove”, “2001: A Space Odyssee” und “A Clockwork Orange” war Kubrick einer der Regisseure seiner Zeit, denen die Studios alles erlaubten. Voll Geheimniskrämerei, Kubrick hasste nichts so sehr wie die Neugier der Boulevard-Presse, wurde eine filmische Umsetzung des Thackeray-Romans „The Luck of Barry Lyndon“ geplant, ein satirischer Picaro-Roman über einen Glücksritter, der eigentlich ein irischer Bauernlümmel ist, der es in die englische Aristokratie schafft. Kubricks Ehrgeiz war es, möglichst ohne elektrisches Licht zu filmen – auch bei Innenaufnahmen, so benutzten sie Kameralinsen, die ihnen das Filmen bei Kerzenlicht ermöglichten. Die Schauspieler mussten sich teilweise extrem langsam bewegen, dies trug aber zur gewünschten statischen Bildsprache des Films bei; es entsteht durch die Sets, auch die Außenschauplätze in Irland, eine Ästhetik des Goldenen Käfigs, der nichts mit der Realität zu tun hat. Etwas Ähnliches wird später Sophia Coppola in ihrem „Marie Antoinette“ – Film machen. Die Landschafts- und Genre-Bilder von Watteau, Gainsborough und Hogarth bildeten die Folie, vor der Kubrick seinen Film entwickelte. Bei seiner Premiere wurde dem Film eine gewisse Kühle und Distanz vorgeworfen, eine artifizielle Langsamkeit; wer ihn heute sieht, kann Kubricks Meisterschaft bewundern, wie er Literatur in Bilder übersetzt und dies mit Schauspielern schafft, die damals eher unpassend erschienen, da Kubrick auch bewusst auf große Namen verzichtet hat. Teilweise wirkt das Werk wie ein Gang durch ein Museum, ein Ergebnis der vielen, vielen Einstellungen und Aufnahme-Takes, die Kubrick seinen Schauspielern abverlangte.
Credits

BARRY LYNDON | GB/US/IE 1975 | Regie: Stanley Kubrick | Mit: Ryan O'Neal , Marisa Berenson , Patrick Magee , u.a. | ab 12 Jahren | DF | 187 Minuten

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