Wilde Erdbeeren

Wilde Erdbeeren

»Wilde Erdbeeren handelt von einem kalten Mann, aber es ist ein heißer Film.« (Woody Allen)

DF

Der schwedische Originaltitel „Smultronstället“ ist der Name des Ortes, an dem man die Erdbeeren findet, die dem Film dann im deutschen Verleih den Titel gegeben haben. Und dieser Ort liegt versteckt im Wald und man sollte diese Stelle niemandem verraten. Er ist etwa so geheimnisvoll und verrätselt wie der Ort, an dem man seinen Seenfrieden findet, wenn es auch erst am Ende eines langen Lebens ist. Rätselhaft, mit surreal anmutenden Bildern mit sich selbst als Totem, beginnt auch Bergmans Film über eine Reise eines alten Medizinprofessors, der in Lund, seiner ehemaligen Univer-sität, seine 50-jährige Promotion feiern will. Überraschend entscheidet er sich, nicht das Flugzeug zu nehmen, sondern mit seiner Schwiegertochter Marianne, die von seinem Son getrennt lebt, eine Autoreise durch Schweden zu machen; von Stock-holm über Östergötland, den Vätternsee bis in den Süden des Landes. Marianne offenbart ihm die Probleme ihrer schlechten Ehe mit seinem Sohn, in denen er seine eigenen Qualen wieder entdeckt. Und er entdeckt, wie viel sein eigener Starrsinn und seine Gefühlskälte mit der Beziehungsunfähigkeit seines Sohnes zu tun haben. Station macht das ungleiche Paar an Orten, die Isak Borg in seiner eigenen Kindheit und Jugend geprägt haben. Unterwegs nehmen sie drei junge Anhalter mit, die un-terwegs sind nach Italien, dem Sehnsuchtsort, und in deren weiblicher Begleiterin er seine Jugendliebe Sara wieder zu erkennen glaubt. An allen Stationen wird Isak mit seiner Vergangenheit konfrontiert, lernt Neues über sie – aus der Traum- und Asso-ziationsperspektive – und kann am Ende seiner Reise etwas an sich entdecken, was ihm bisher verwehrt war: den Blick der Empathie.

SMULTRONSTÄLLET | SE 1957 | Regie: Ingmar Bergmann | Mit: Viktor Sjöström, Ingrid Thulin, Bibi Anderson, u.a. | ab 16 Jahren | 87 Minuten